Evangelischer Radkersburger Rundgang

Rundgang im Frühjahr 1600 „mit anderen Augen sehen“ Gudrun Haas

Als Evangelische ist es uns ein Anliegen, über die Geschichte und Geschichten der historischen Stadt Radkersburg zu erzählen. Doch was hätten wir als Evangelische zu ergänzen? Hier ein Rundgang mit „Anderen Augen“, mit protestantischen, evangelischen Schwerpunkten, erzählt von Gudrun Haas – Evangelische und Austria Guide.

Bereits 1520 wird vom Steirer Hieronymus von Endorf berichtet, dass er bei der Verlesung der Bannandrohungsbulle „Exsurge Domine“ gegen Martin Luther in Ingolstadt anwesend war. Er erzählte dies umgehend dem damaligen Landeshauptmann Sigmund von Dietrichstein[1], der ebenfalls Protestant war.

Dieser Hinweis zeigt, wie früh die Lehre Martin Luthers in die Steiermark kam.„Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemand untertan. Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.“ (1. Kor. 9) Dieses Zitat von Martin Luther hat die Menschen im Reformationsjahrhundert 1517-1617 sehr bewegt, da es die gesellschaftlichen Schranken des klar strukturierten mittelalterlichen Lebens aus den Angeln gehoben hat. Diese Worte forderten zum Handeln auf, um nicht in Lethargie und Aussichtslosigkeit unterzugehen.

Wenige Jahre später dokumentierten ab 1528 erste Visitationsprotokolle[2] der Diözese Seckau, dass viele Adelige, Bauern, Bürger und Bergknappen die neue Lehre angenommen hatten. In Radkersburg notierte man, dass der Priester Wolfgang Kriechperger Luthers Lehre von der Kanzel predigte. Dies ist der Beginn des Protestantismus in Radkersburg.

Martin Luther forderte die Menschen auf, die Bibel zu lesen und über die Worte selbst nachzudenken. Daher finden Sie bei jedem Punkt auch eine passende Bibelstelle. Spüren Sie selbst den Worten der Heiligen Schrift nach.

Vor über 500 Jahren trugen jüdische Familien zum wirtschaftlichen Erfolg der Stadt bei. Daher wollen wir diese auch in unseren Rundgang mit einbeziehen.

Ebenso erwähnenswert sind die Evangelischen im heutigen Slowenien, gehörte dieses Gebiet doch jahrhundertelang zum Evangelischen Kirchenraum Radkersburgs.

Wir wünschen Ihnen eine ereignisreiche, spirituelle Zeit!


[1] Er war von 1515-1530 Landeshauptmann, ihm folgte Hans Ungnad, ebenfalls Protestant, der nach dem Reichstag zu Augsburg 1555, 1556 seine Ämter zurücklegte und nach Tübingen flüchtete.

[2] Kontrolleure besuchten die Pfarren im Auftrag der Diözese Seckau.


1. ANGEKOMMEN – Christuskirche Bad Radkersburg

Der Start des Rundganges ist die Christuskirche der Pfarrgemeinde Radkersburg die seit 2019 im Pfarrverband mit Leibnitz ist. Sie beherbergt auch seit 2021 das Evangelische Diözesanmuseum Steiermark im rückwärtigen Teil der Kirche.

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2. SEELSORGE – Erster Pfarrer Heinrich Goschenhofer von 1907-1954

Ein Meilenstein für die junge Gemeinde war, als 1907 der Marburger Heinrich Goschenhofer (1883-1964), Sohn des Marburger Pfarrers Josef Goschenhofer, in sein Amt eingeführt wurde.

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3. EINLASS – Eingang zur Stadt

Wir betreten die Stadt durch das Ungartor und wären – vor 500 Jahren – kontrolliert worden. Besonderes achtete man auf Prädikanten[1], denn der junge Erzherzog Ferdinand II., der 1596 die Regierung von seinem Vater Karl II. übernommen hat, verfügte, dass der Freiheitsbrief für Religion für Städte aufgehoben sei.

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4. SCHUTZ – Bastionsbefestigung

Doch die Bürger von Radkersburg sind wehrhaft im Reformationsjahrhundert, sie lassen sich in ihrer Freiheit nicht einschränken, haben sie doch jahrzehntelang dem Erzherzog treu gedient, die Grenze und Stadt, die seit 1582 sogar Reichsstadt ist, gegen die Osmanen erfolgreich beschützt.

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5. GASTFREUNDSCHAFT – Langgasse

Wir betreten nun die Langgasse, die uns direkt zum Hauptplatz führt. Sie wurde mit Steinen aus der Mur gepflastert, damit man bei starken Regenfällen und Hochwasser nicht noch mehr im Schlamm versinkt.

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6. UMKEHR – Johanniskirche – Stadtpfarrkirche

Die Johanniskirche wurde bereits vor über 600 Jahren erbaut, jedoch durch die 5 Stadtbrände immer wieder zerstört, verändert und wieder aufgebaut. Den Schutt, der anfiel, planierte man einfach außerhalb der Kirche, so ist heute der Platz außerhalb um fast einen Meter höher als der Kirchenboden.

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7. MITTELPUNKT – Hauptplatz

Nun stehen wir am Hauptplatz, dem Handelsplatz und kaufmännischen Mittelpunkt. Das bunte und laute Treiben vor 500 Jahren zeigte uns, dass die Händler gute Geschäfte machen.

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8. FRAUENPLATZ – Jüdische Gemeinde Radkersburg

Im 15. Jahrhundert zählte Radkersburg, neben Graz, Marburg und Judenburg, zu den vier großen jüdischen Gemeinden. Erstmals wurden 1338 Juden in Radkersburg erwähnt und so lebten in den folgenden 160 Jahren bis zu 70 Personen in der damaligen Judengasse/Frauengasse, heute Frauenplatz. Neben den Wohnhäusern befand sich auch eine Synagoge.

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9. NIEDERGANG – Hauptplatz – 1600

Bis 1600 wurden die Bürger aus Radkersburg immer wieder angewiesen den katholischen Gottesdienst wiedereinzuführen, lutherische Bücher und Gesänge zu verbieten und nur katholische Bürger mit wichtigen Ämtern zu besetzen.

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10. EINFLUSS – Palais Herberstorff

Das mächtigste Palais, das den Hauptplatz zum Westen abschließt erstrahlt in besonderer Schönheit. Erst 1580 hat es Carl von Herberstorff, der Sohn eines bedeutenden Ministerialiengeschlechtes, errichtet.

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11. FORTSCHRITT – Blick durch Tor in Richtung Prentl

Trotz des mächtigen Privathauses hat Carl von Herberstorff für die Bürger der Stadt ebenfalls investiert. Auf seinem eigenen Grund und Boden, vor der Stadt – dem Prentl, – 1582 ließ er eine Kirche; dazu ein Mesner Haus, einen Friedhof und ein Schulhaus erbauen.

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12. NEUBEGINN – Das erste Bethaus – Kirchlein Untergries

Am 19. April 1898 teilte das „Triester Seniorat der Augsburger Confession“ der Bezirkshauptmannschaft Radkersburg mit, dass im Sprengel Marburg-Pettau in Radkersburg eine Predigtstation errichtet wird. Dies war der Beginn nach der fast 300-jährigen Absenz der Evangelischen in Radkersburg. Die kleine neue Gemeinde Radkersburg mit 130 Protestanten hatte aber keine Kirche.

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13. Schloss Oberradkersburg/Grad Gornja Radgona

Seit 1992 ist das Schloss um einen Pachteuro für 100 Jahre an Milan Herzog verpachtet, der das desolate Schloss in Eigenregie restaurierte. Daher kann es wieder besichtigt werden.

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14. Tišina

Carl von Herberstorff gelang 1600 die Flucht nur bis Tišina, das damals das Gebiet der ungarischen Magnaten (Hochadelige) Nádasdy war. Sie waren ebenso evangelisch und konnten vielen Geflohenen Schutz gewähren. Schwierig war die Flucht durch das Schwemmland der Mur, da durch Hochwasser eine weitere Flucht in den Osten unmöglich war. Carl von Herberstorff verstarb 1606, sein Epitaph befindet sich an der Kirchenmauer Tišina.

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15. Erste Toleranzkirche des Kirchenraumes in Puconci

Die 1. Toleranzkirche der Region steht im heutigen Slowenien. Sie wurde gemäß der lutherischen Tradition – Kirche, Schule, Pfarr- und Mesnerhaus – 1783 gegründet.

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16. Evangelische Pfarrgemeinde Murska Sobota

Freundschaftliche Verbindungen gibt es heute mit der Nachbargemeinde in Murska Sobota. Ihr langjähriger Pfarrer Leon Novak ist seit 2019 auch Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Slowenien. 2022 organisierte man ein grenzüberschreitendes Gustav Adolf Fest. Der vormittägliche Festakt wurde in Slowenien, der Nachmittag in der Pfarrgemeinde Radkersburg gefeiert.

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Weitere Informationen zum Rundgang

Evangelische Pfarrgemeinde Radkersburg:
die-evangelischen.at

Steirisches Evangelisches Diözesanmuseum:
museum.evang.st 

Persönliche Führung – Gudrun Haas:
SuedOstSteiermark.at


Dieses Projekt wurde über das AEL Projekt (aus dem Evangelium leben) in den Projektjahren 2022-2024 finanziert.